Als „Dronegate“ wird inzwischen die über 36 Stunden andauernde Sperrung des Flughafens London-Gatwick mitten im Weihnachtsflugverkehr Ende 2018 bezeichnet. Etwa 1.000 Flüge wurden wegen wiederholter Drohnensichtungen abgesagt oder umgeleitet; rund 140.000 Passagiere waren betroffen. Allein die Airline EasyJet beziffert ihren dadurch verursachten Verlust auf rund 17 Mio. Euro. Nur drei Wochen später wurde der Flugbetrieb an Europas größtem Flughafen London-Heathrow wegen einer Drohnensichtung für eine Stunde unterbrochen.

Die Vorfälle in Gatwick und Heathrow werfen viele Fragen auf: Wie ist es möglich, dass jemand mit einer kleinen Drohne einen riesigen Flughafen über Tage lahmlegen kann? Warum konnte die Drohne nicht gleich gestoppt und der oder die Täter gefasst werden? Wie hätten sich die Flughäfen Gatwick und Heathrow schützen können? Und wie steht es um den Schutz anderer Flughäfen? In diesen Blog-Beitrag erfahren Sie die Antworten.

Ist das Fliegen von Drohnen in der Nähe von Flughäfen nicht verboten?

Doch. In fast allen Ländern ist das Fliegen von Drohnen an Flughäfen und in definierten Zonen um sie herum gesetzlich verboten. Trotzdem setzen sich täglich viele Personen absichtlich oder unabsichtlich über diese Verbote hinweg.

Warum sind viele Flughäfen noch nicht vor Drohnen geschützt?

Herkömmliche Sicherheitssysteme an Flughäfen sind nicht auf den Schutz vor Drohnen ausgelegt. Die vorhandenen Radare können die kleinen Geräte nicht erkennen. So genanntes Geofencing, eine technische Möglichkeit, das Aufsteigen von Drohnen in Flugverbotszonen zu blockieren, wird nicht von allen Herstellern einprogrammiert und kann zudem deaktiviert werden. Selbstgebaute Drohnen verfügen von vornherein nicht über diesen Schutzmechanismus. Flughäfen brauchen daher spezielle Anti-Drohnen-Systeme, um ihren Luftraum wirksam vor Drohnen zu schützen.

Gibt es Flughäfen, die über Systeme zum Schutz vor Drohnen verfügen?

Verschiedene Flughäfen in Europa haben das Dedrone-System fest installiert. Eine große Zahl von Flughäfen ist mitten im Entscheidungsprozess und klärt Zuständigkeiten und testet verfügbare Technologien.  

Können Flughäfen die Drohnen nicht einfach abschießen?

Die Drohne „aus dem Himmel zu holen“ ist der erste Gedanke, den viele haben. Grundsätzlich ist es aber in den meisten Ländern nur der Polizei und dem Militär erlaubt, in den Luftraum einzugreifen.

Der Einsatz von Schusswaffen ist außerdem riskant. Schnell fliegende Drohnen in großer Höhe sind schwer zu treffen, und die abgefeuerten Kugeln kommen, ebenso wie die möglicherweise getroffene Drohne, zwangsläufig irgendwo herunter und können dabei Schaden anrichten.

Die am Häufigsten eingesetzte Technologie ist das so genannte Jammen. Jammer sind Störsender, die das Signal zwischen Drohne und Fernsteuerung überlagern. Die Drohne landet in der Regel an Ort und Stelle oder fliegt zu ihrem Startpunkt zurück. Unser Drohnenwarnsystem kann mit dieser Technologie kombiniert werden. Allerdings dürfen in Deutschland nur die Polizei oder das Militär solche Störsender einsetzen, da auch andere Funkverbindungen beeinträchtigt werden können. Und insbesondere an Flughäfen gibt es davon sehr viele. 

Wie können sich Flughäfen mithilfe von Dedrone vor Drohnen schützen?

Die Basis für einen wirksamen Schutz vor Drohnen ist ein System, das alle Arten von Drohnen zuverlässig erkennt und umfassende Informationen über die aktuelle Situation bereitstellt. Das Dedrone-System verbindet verschiedene Sensoren mit einer intelligenten Software und stellt diese Informationen in Echtzeit bereit. Dedrone-Kunden erhalten zudem automatische Berichte über Drohnenaktivitäten in ihrem Luftraum, sodass sie Anomalien schneller erkennen und Gefahren besser einschätzen können. Abwehrmaßnahmen können je nach Bedarf in das Dedrone-System integriert werden.

Warum ist es so wichtig, möglichst viel über die eingedrungene Drohne zu wissen?

Je mehr die Sicherheitskräfte über die Art der Gefahr wissen, desto gezielter und effektiver können sie reagieren. Handelt es sich bei dem gesichteten Objekt tatsächlich um eine Drohne und wenn ja, ist es eine, oder sind es sogar mehrere? Wo kommt die Drohne her, wo fliegt sie hin? Um welchen Drohnentyp handelt es sich? Wie lange kann sie fliegen? Kann sie viel Gewicht transportieren? Diese Informationen geben Aufschluss über das Gefahrenpotenzial.

Die Informationen über die Flugroute der Drohne und das sichere Wissen, ob sie noch da oder gelandet ist, versetzen die Flughäfen in die Lage, gezielte Maßnahmen zu ergreifen.

Wenn man weiß, wo die Drohne herfliegt, woher sie gekommen ist und wohin sie zurückfliegt, kann man außerdem gezielt nach dem oder den Piloten suchen. In einigen Fällen kann man auch die Fernsteuerung und damit den Piloten direkt detektieren.

Warum ist es so wichtig, den Piloten zu fassen?

Die Piloten zu fassen ist die sicherste Schutzmethode, denn selbst, wenn eine Drohne gestoppt wird, kann es immer noch sein, dass der oder die Angreifer einfach die nächste Drohne steigen lassen.

Wer ist in Deutschland für Maßnahmen zur Drohnenabwehr zuständig?  

Es kommt immer darauf an, was vor Drohnen geschützt werden soll. Handelt es sich um ein privates Unternehmen oder eine private Organisation, dann ist in der Regel die eigene Sicherheitsabteilung oder ein beauftragter Sicherheitsdienstleister verantwortlich. Bei öffentlichen Gebäuden oder Veranstaltungen sind es meistens die Polizei oder von ihr beauftragte Sicherheitsfirmen. Bei Flughäfen ist die Frage der Zuständigkeit komplex.

Wie kommen die Meldungen über gesichtete Drohnen an Flughäfen zustande?

Kleine, handelsübliche Drohnen werden zurzeit an den meisten Flughäfen nur zufällig von Piloten, Flugbegleitern oder Augenzeugen am Boden entdeckt. Institutionen wie die Deutsche Flugsicherung (DFS) oder die Schweizer Flugsicherung Skyguide sammeln diese Berichte seit einigen Jahren und veröffentlichen die Anzahl der gefährlichen Begegnungen von Flugzeugen und Drohnen. Für das Jahr 2018 meldete die Deutsche Flugsicherung 158 Behinderungen des Flugverkehrs durch Drohnen, 80 Prozent mehr als im Rekordjahr 2017.

Haben Drohnen auch schon vor den Vorfällen in Gatwick den Flugverkehr gestört oder gefährdet?

Ja. In unserem Info-Center finden Sie eine Übersicht über weltweite Vorfälle mit Drohnen. ‍

Friederike Nielsen

Über den Autor

Friederike hat die Entwicklung von Dedrone zum Key Player in der Luftraumsicherheits-Technologie von Anfang an mit begleitet.

Friederike Nielsen

friederike.nielsen@dedrone.com

Ursprünglich veröffentlicht am 22. Jan. 2019, aktualisiert am 22. Apr. 2024